Verfassung der Vereinigten Staaten

Die erste amerikanische Verfassung, also die Verfassung der Vereinigten Staaten, hat eine faszinierende Verbindung zur mündlichen Verfassung der Irokesen, die oft als Große Friedensgesetz oder Große Bindung bezeichnet wird. Diese mündliche Verfassung stammt von den Irokesen, einer Konföderation von ursprünglich fünf (später sechs) Stämmen: den Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca und später den Tuscarora. Diese Völker waren im Gebiet des heutigen Bundesstaates New York ansässig und entwickelten ein komplexes System der Selbstverwaltung und Diplomatie, das viele Merkmale aufwies, die auch in der amerikanischen Verfassung wiederzufinden sind.

Die Irokesische Konföderation und ihre Verfassung

Die irokesische Verfassung entstand lange vor der europäischen Kolonialisierung Nordamerikas und legte die Grundlage für ein föderales System zwischen den verschiedenen Stämmen, das auf Konsens, Zusammenarbeit und geteilten Machtstrukturen basierte. Sie diente dazu, Frieden und Einigkeit unter den Mitgliedern der Konföderation zu fördern und legte detaillierte Regeln zur Entscheidungsfindung und zum Umgang miteinander fest. Die irokesische Gesellschaft war sehr basisdemokratisch organisiert, und Entscheidungen wurden in einem deliberativen Verfahren getroffen, das alle Stimmen berücksichtigte.

Einfluss auf die US-Verfassung

Die Verbindung zwischen der irokesischen Verfassung und der amerikanischen Verfassung ist durch den Kontinentalkongress und Persönlichkeiten wie Benjamin Franklin, Thomas Jefferson und John Adams geprägt. Die Gründerväter der Vereinigten Staaten waren beeindruckt von der Effizienz und dem friedensstiftenden Charakter der irokesischen Regierungsstruktur. Besonders Benjamin Franklin hatte wiederholten Kontakt mit den Irokesen und war von ihrer Art, eine föderale Gemeinschaft zu organisieren, inspiriert.

Einige der Grundideen der amerikanischen Verfassung, die vermutlich auf die irokesische Verfassung zurückgehen, sind:

  1. Föderalismus: Sowohl die irokesische Konföderation als auch die Vereinigten Staaten basieren auf einer föderalen Struktur, in der mehrere Einheiten sich zu einem größeren Ganzen zusammenschließen, wobei jede Einheit gewisse Selbstverwaltungsrechte behält.

  2. Gewaltenteilung und Checks and Balances: Die irokesische Verfassung beinhaltete eine Aufteilung der Macht, die sicherstellen sollte, dass keine Gruppe die Kontrolle dominierte. Auch in der US-Verfassung wurden diese Prinzipien übernommen, um ein ausgewogenes Machtverhältnis zwischen Exekutive, Legislative und Judikative zu gewährleisten.

  3. Repräsentation und Konsens: Die irokesische Tradition, bei Entscheidungen auf Konsens zu setzen und die unterschiedlichen Perspektiven zu berücksichtigen, spiegelt sich in der Struktur des US-Kongresses wider. Zwar ist das amerikanische System mehrheitsbasiert, aber der Grundgedanke, dass alle Gruppen repräsentiert und gehört werden sollten, weist deutliche Parallelen auf.

Anerkennung des Einflusses

Der Einfluss der irokesischen Verfassung auf die amerikanische Verfassung wurde im Laufe der Jahre immer wieder thematisiert. 1988 verabschiedete der US-Senat eine Resolution, die offiziell anerkannte, dass die politischen Prinzipien der irokesischen Konföderation einen Beitrag zur Entwicklung der Verfassung der Vereinigten Staaten geleistet haben. Es ist bemerkenswert, dass die Tradition und das Wissen der indigenen Bevölkerung in die Entstehungsgeschichte eines der wichtigsten Dokumente der modernen Demokratie eingegangen sind.

 

Die irokesische Verfassung ist ein beeindruckendes Beispiel für frühe demokratische Prinzipien, die auf Basis von Zusammenarbeit, Gleichberechtigung und Respekt vor den einzelnen Gruppen entwickelt wurden. Ihr Einfluss auf die amerikanische Verfassung zeigt, dass die Grundlagen moderner Demokratien oft auch aus den Weisheiten und politischen Systemen der indigenen Kulturen stammen.