Inhaltsverzeichnis

Homo Conscientius

Mein Erlebnis

Meine Sendungsreihe mit den Botschaften der nativen Völker an uns

In den späten 1980er Jahren habe ich bei Radio LoRa eine Sendungsreihe produziert, in der ich den sogenannten "Botschaftern" der indigenen Völker, die Europa besuchten, das Mikrofon überlassen habe. Sie hatten die Möglichkeit, ihre Botschaft an uns ohne jegliche Einschränkung über das Radio zu verkünden. Dabei standen mir von Incomindios bereitgestellte Dolmetscher zur Verfügung, manchmal sogar eine Simultanübersetzerin.

 

Die Begegnungen mit den Botschaftern waren jedoch nicht nur auf kurze Treffen am Flughafen beschränkt. Sie verbrachten oft einige Tage in der Schweiz und hatten hier zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Personen. Diese Treffen fanden hauptsächlich im Umfeld der Mitglieder von Incomindios und deren Einflussbereich statt. Selten waren Vertreter aus Hochschulen anwesend, und noch seltener Forscher. Politiker fehlten eigentlich ganz.

Die Botschafter des Hopi Volkes

Ein besonderes Erlebnis war das Treffen mit dem zweiten Botschafter des Hopi-Volkes, der, soweit ich mich erinnere, "James Koots" hieß (gefunden: er hiess original "James Danaqyumtewa")

Thomas Banyacya war der erste Botschafter, der jedoch bald von den Ältesten des Hopi-Volkes kritisiert wurde, sodass ihm sein Mandat entzogen wurde. Anstatt selbst einen der Ältesten zu entsenden, bestimmten sie als neuen Botschafter James Danaqyumtewa alias James Koots. (oder einfach 'James Kurz' wie er sagen wollte) Seine Botschaft wurde in einer vierstündigen Sendung von mir übertragen. Es gibt eine eventuell gekürzte Version in den Archiven des Suche | MEMOBASE von Memoriav. Schön dass es nun im Sozialarchiv ist.

Gespräche mit 'James Koots' im Domleschg

Ein Treffen fand im Domleschg, im Schloss von Agnes Barmettler statt. Zumindest wohnte Agnes dort. Ich war dort zwei-drei Tage auf Besuch. Ebenso verbrachte James Koots dort einige Tage.

Ich erinnere mich noch gut, wie er mir als junger Student (der ich nach seiner Vermutung war) das dreistufige Bildungssystem der Maya erklärte: die Grundschule für alle, die Expertenschule und die Professorenschule.

 

Laut Koots waren die Hopi eine Gruppe innerhalb der Maya, vergleichbar mit einer Art Mittelschicht. Er berichtete, dass die menschliche Gesellschaft aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten durch Klimaänderungen damals noch nicht bereit für eine komplexe Zivilisation war. Soziale Ungleichheiten, Machtkonflikte und wirtschaftliche Disparitäten führten dazu, dass die Hopi beschlossen, sich zurückzuziehen und in der Black Mesa zu leben. Sie verzichteten bewusst auf Fortschritt, da sie die Menschheit als noch nicht reif für den nächsten Schritt in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung betrachteten. 

Echo in der Wissenschaft

Auch die Forschung geht heute davon aus, dass die Mittelschicht der Maya verschwand, allerdings ohne die Annahme, dass dies aus eigenem Entschluss geschah und dass sie einfach auszogen.

 

Die Darstellung der Hopi als Teil der Maya-Gesellschaft wurde mir auch bei der Wiener Konferenz der indigenen Völker in den späten 1980er Jahren von einem Vertreter der Azteken persönlich bestätigt. Mehrere mittelamerikanische Völker erkennen eine solche Rolle der Hopi in ihrer eigenen Geschichte an. Für mich bedeutet das, dass das Wissen der Hopi offenbar mehr war als nur eine Legende. Es stellt vielmehr eine eigene Sichtweise auf die Geschichte dar und zeigt den Versuch, diese Geschichte über die Zeit und Generationen weiterzugeben.

 

Besonders der Zeitrahmen, in dem James Koots sprach, war ein ganz anderer als der, den wir in unserer Zivilisationskultur kennen. Je weiter ein Ereignis in der Vergangenheit lag, desto mehr wurde die Zeitgeschichte in größeren Abschnitten zusammengefasst. Die industrielle Revolution war für ihn quasi gestern – ein Ereignis von heute statt von "gestern".

 

Unsere Wissenschaft hat inzwischen mehrere Aspekte dieser Darstellungen bestätigt, wie zum Beispiel die Klimakrise als Hauptursache für den Zusammenbruch der Maya-Zivilisation. Damals wurden solche Aussagen jedoch oft als esoterisch abgetan.

*1 Ein Beleg für die Maya-Hopi Verbindung existiert wissenschaftlich nicht.

Evolution aus Hopi Sicht, oder wie ich es verstanden habe

Laut James Koots gibt es insgesamt sieben Evolutionsstufen der Menschheit, wobei die höheren Stufen zunehmend geistiger und spiritueller Natur sind. Der Übergang von der zweiten zur dritten Stufe, den er beschrieb, beinhaltete eine große Umweltkatastrophe, die dazu führte, dass die Menschheit zeitweise unter der Erde leben musste, bis sie wieder an die Oberfläche zurückkehren konnte. Dies könnte mit dem sogenannten "Toba-Flaschenhals" vor etwa 70.000 Jahren in Verbindung stehen, der durch den Ausbruch des Toba-Vulkans verursacht wurde und die menschliche Population drastisch reduzierte. Und es ist offensichtlich, dass mit 'wieder an die Oberfläche' kommen die erneute Verbreitung der Menschen auf der Erde gemeint ist.

*2 siehe Fussnote! 'Wandel der wissenschaftlichen Haltung'

Der bevorstehende Übergang

James Koots erklärte, dass wir uns aktuell in der dritten Stufe befinden und uns der Übergang zur vierten Stufe bevorsteht. Die Sichtweise eines Übergangs wurde/wird von mehreren indigenen Völkern weltweit geteilt und war einer der Hauptgründe, warum viele indigene Gemeinschaften Botschafter entsandten, um diese Botschaft zu verbreiten. Die Hopi waren eine der ersten, die damit begannen, und ein isoliertes Volk aus dem Himalaya in der Mongolei war vermutlich eines der letzten, das solche Botschafter in den 2000er Jahren entsandte. Diese Zeit die etwa 50 Jahre dauerte ist nun endgültig vorbei. Die Botschaften werden nun anders vermittelt und der Background der Ältesten ist klar ausgedünnt.

 

James Koots betonte, dass wir uns nun im Umbruch zur vierten Evolutionsstufe befinden, die vor allem einen geistigen Wandel mit sich bringen wird. Dieser Übergang könnte entweder friedlich oder hart und brutal verlaufen, doch er sei unausweichlich. Diese Botschaft deckt sich mit vielen anderen Botschaften indigener Völker, die ich in meiner Arbeit bei Radio LoRa gehört habe. Auch persönlich empfinde ich diese Perspektive als überzeugend, da sie mit meinen eigenen Beobachtungen und Gedanken übereinstimmt.

Fazit dieses Erlebnisses

Es bleibt bemerkenswert, dass das Wissen der indigenen Völker, wie es von James Koots vermittelt wurde, nicht nur spiritueller Natur ist, sondern auch überliefertes Wissen zu historischen Ereignissen und gesellschaftlichen Entwicklungen enthält. Es scheint, dass diese Überlieferungen eine sorgfältige Mühe widerspiegeln, altes Wissen in die nächsten Generationen zu übertragen, im Gegensatz zu unserer westlichen Art der Geschichtsschreibung.

Der Homo Conscientius

Die Notwendigkeit des nächsten Übergangs

Die Herausforderungen, denen sich der Homo Sapiens heute gegenübersieht, zeigen deutlich die Grenzen seiner evolutionären Anpassungsfähigkeit im Hinblick auf die raschen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Viele der Verhaltensmuster und sozialen Strukturen, die in der Frühgeschichte unserer Art vorteilhaft waren, erweisen sich heute als hinderlich. Die modernen Krisen wie Kriege, Umweltzerstörung und der Verlust der Biodiversität sind Symptome eines grundlegenden Konflikts: Die menschlichen Fähigkeiten, Macht und Einfluss zu erlangen, haben sich schneller entwickelt als das Bewusstsein für die langfristigen Konsequenzen unseres Handelns.

 

Ein nachhaltiges Überleben erfordert daher eine neue Art Mensch, den ich 'Homo Conscientius' nenne: Ein Mensch, der die globalen Verflechtungen versteht und bereit ist, verantwortungsbewusst für das Wohl aller Menschen und aller Lebewesen zu handeln. Anstelle der evolutionär bedingten Konzentration auf die Interessen kleiner sozialer Einheiten wie des 'Stammes' – typischerweise Gruppen von etwa 150 bis 200 Personen – muss der Homo Conscientius eine moralische und soziale Verbundenheit zu allen Menschen und der gesamten Biosphäre entwickeln. 

 

Ein solcher Mensch erkennt die Bedeutung der ökologischen Vernetzung und das Gleichgewicht innerhalb der globalen Biodiversität. Er handelt auf der Grundlage eines Verständnisses, dass unser eigenes Überleben eng mit dem Wohlergehen anderer Arten verbunden ist, von denen wir abhängig sind, die jedoch umgekehrt oft keine direkte Abhängigkeit zu uns haben. Nur durch eine solche Transformation – durch die Entwicklung eines ethischen und verantwortungsbewussten globalen Bewusstseins – können wir die Gefahr der Selbstzerstörung durch unser eigenes Handeln vermeiden und echten Fortschritt erzielen.

*3 siehe Fussnote! 'anthropozentrische Ansatz'

Wie Evolution geschieht

Die Entstehung neuer Arten, wie etwa des Homo Sapiens, verlief nicht plötzlich, sondern durch einen allmählichen, evolutionären Prozess innerhalb einer bestehenden Population. Dieser Prozess, bekannt als graduelle Evolution oder gradueller Wandel, bedeutet, dass sich neue genetische Merkmale und Anpassungen über viele Generationen hinweg in einer Population durchsetzen. In einer Population können diese Veränderungen dazu führen, dass sich eine Gruppe allmählich von anderen Gruppen abtrennt und neue Merkmale entwickelt, die besser an die Umweltbedingungen angepasst sind.

 

In der Evolution von Homo Sapiens beispielsweise entwickelten sich bestimmte anatomische und kognitive Merkmale über viele tausend Jahre, während sich unsere Vorfahren an unterschiedliche Lebensräume und Herausforderungen anpassten. Fossile und genetische Befunde zeigen, dass es über einen langen Zeitraum eine Koexistenz verschiedener Hominiden gab, wie Neandertaler, Denisova-Menschen und frühe Homo Sapiens. Diese Gruppen lebten oft nebeneinander, paarten sich gelegentlich miteinander und hatten unterschiedliche Anpassungen an ihre Lebensräume.

 

Homo Sapiens setzte sich schließlich durch, da unsere Vorfahren wahrscheinlich eine Kombination aus sozialen, kognitiven und technologischen Vorteilen hatten, die das Überleben und die Fortpflanzung erleichterten. Die anderen Hominiden-Arten wurden hingegen nach und nach verdrängt oder starben aus. Diese Form des „Artenwechsels“ durch graduelle Anpassungen innerhalb einer Population beschreibt gut die Evolution von Homo sapiens und vielen anderen Arten.

 

Wo wir heute sind

Ich glaube, dass der 'Homo Conscientius' schon länger unter uns lebt. Und dass das schon ein- drei Jahrtausende nachvollziehbar ist.

Heute schätze ich den Anteil des 'Homo Conscientius' auf ca. einen Drittel. Auf der ganzen Welt etwa gleich. Das heisst auch, dass wir in dieser Zahl noch nicht durchsetzungsfähig sind.

Die Weltkriege

Der Homo Sapiens, also der moderne Mensch, entwickelte im Laufe seiner Evolution ein ausgeprägtes Sozialverhalten und ein hohes Maß an Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit, die ihm eine einzigartige Stellung unter den Lebewesen verschafften. Diese Fähigkeiten, die ursprünglich zur Sicherung des Überlebens kleiner Stammesgemeinschaften dienten, zeigten sich allerdings in begrenzten sozialen Kreisen. Dieser enge Fokus auf den eigenen Stamm prägte das menschliche Verhalten über Jahrtausende und war auch in späteren Perioden wie dem Mittelalter und den verheerenden Konflikten der beiden Weltkriege noch deutlich spürbar.

 

Gleichzeitig gab es jedoch immer wieder herausragende Persönlichkeiten, deren Denken und Handeln über die Stammesgemeinschaft hinausging und die entscheidend zur Entwicklung der Menschheit beitrugen. Jedenfalls ist es unsere Art der Geschichtsschreibung, dass wir es auf Einzelpersonen zurückführen. Durch ihre Errungenschaften formten sie die Welt, wie wir sie heute im Westen kennen – eine Welt, die auf Werten wie Demokratie, Menschenrechten und internationalen Kooperationen basiert.

 

Nach den Erfahrungen der beiden Weltkriege schien sich eine neue Form des Menschseins zu etablieren, die als Homo Conscientius bezeichnet werden könnte: ein Menschentypus, der von einem Bewusstsein für das Wohl der gesamten Menschheit geprägt ist. Die Gründung der Vereinten Nationen, die Verankerung der Menschenrechte und der Ausbau demokratischer Systeme können als Errungenschaften dieses Homo Consciencius angesehen werden.

 

Trotz dieser Errungenschaften ist klar, dass das Verhältnis von Homo Sapiens zu Homo Conscientius gleich geblieben ist. So schnell kann sich eine neu Art gar nicht entwickeln. Die Menschheit bleibt in Wahrheit noch in vielerlei Hinsicht vom Wesen des Homo Sapiens dominiert. Der Einfluss von Führungspersonen, die vorwiegend durch nationalistische oder egoistische Interessen geprägt sind – etwa Wladimir Putin, die Wahl Donald Trumps oder der Brexit – zeigt, dass das Denken des Homo sapiens mit seinem begrenzten Verständnis für globale Zusammenhänge weiterhin eine dominante Rolle spielt. Auch dass einzelne Leute so eine Bedeutung für Menschen haben können entspricht dem Denke des auf ein Stammesdenken begrenzten homo Sapiens.
Es ist verständlich, dass der Übergang vom Homo sapiens zum Homo Conscientius in einer so kurzen Zeitspanne nicht vollständig vollzogen werden konnte und dass die Werte und das Bewusstsein des Homo Consciencius noch immer nur von einer Minderheit der Menschheit verkörpert werden.

Der Homo Sapiens wird aussterben

Es scheint, dass wir gegenwärtig wieder stärker von Denk- und Verhaltensmustern des Homo Sapiens geprägt werden, die nach den verheerenden Verlusten der zwei Weltkriege in den Hintergrund getreten waren. Diese Rückeroberung des Homo Sapiens in seiner klassischen Form erscheint in Anbetracht der globalen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft jedoch eher wie ein letztes Aufbäumen eines alten, nicht nachhaltigen Lebensmodells. Die gesellschaftlichen und politischen Diskurse, die oft nur im Kreis laufen und selten nachhaltige Lösungen bieten, illustrieren diesen Zustand besonders gut, etwa in den Diskussionsformat 'Arena' der öffentlicher Medien wie dem SRF.

 

Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass das traditionelle Verhaltensmuster des Homo sapiens in seiner Stammesdenken bezogenen, egozentrischen und kurzfristig orientierten Ausprägung nicht zukunftsfähig ist. Evolutionsbiologisch betrachtet ist es ein natürlicher Prozess, dass sich im Laufe der Zeit neue Denk- und Lebensweisen durchsetzen, die besser an die Anforderungen unserer Umwelt und Gesellschaft angepasst sind. In dieser Hinsicht könnte sich eine neue Stufe der menschlichen Entwicklung abzeichnen – der Übergang zum Homo Conscientius , einem Menschen, der von einem höheren Bewusstsein und einer umfassenderen Verantwortung für das Gemeinwohl und die Umwelt geprägt ist.

 

Dabei stellt sich die Frage, ob die Menschheit diesen evolutionären Übergang in ihrer jetzigen Form und Zahl überlebt oder ob dieser Wandel erst nach einem drastischen Bevölkerungsrückgang eintreten wird. Ob die Menschheit also in ihrer vollen Breite oder nur mit wenigen Hunderttausend Individuen in eine nächste Entwicklungsstufe eintreten kann, bleibt offen. Unabhängig von diesem Szenario wird oft unterschätzt, wie schnell sich gegenwärtig technologische und gesellschaftliche Veränderungen vollziehen. Die Dynamik und Geschwindigkeit des Wandels legen nahe, dass der Niedergang des Homo Sapiens rascher erfolgen könnte als vielfach angenommen.

Die letzte Chance

Wir stehen vor der dringenden Aufgabe, die Denkweise des Homo sapiens grundlegend zu transformieren, um die fortschreitende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu verhindern. Es bleibt noch eine begrenzte Möglichkeit, den negativen Auswirkungen globaler Entwicklungen entgegenzuwirken – wie der aggressiven Außenpolitik Russlands unter der Führung Putins, innenpolitischen Polarisierungen in den USA, dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) sowie den drastischen ökologischen Folgen durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust. Letztere sind insbesondere durch die industrielle und koloniale Geschichte des Westens in den vergangenen Jahrhunderten stark beeinflusst worden und stellen heute eine ernsthafte Bedrohung dar.

 

Diese Entwicklungen symbolisieren nicht nur Rückschritte in der globalen Zusammenarbeit, sondern gefährden auch die Grundlage für nachhaltigen Fortschritt. Die Zukunft der Menschheit wird davon abhängen, ob wir die Rückeroberung des Homo Sapiens aufhalten und die notwendigen politischen und gesellschaftlichen Reformen umsetzen, um Systeme zu schaffen, die auf globale Kooperation, Solidarität und nachhaltige Entwicklung ausgerichtet sind.

 

Dafür stehe ich, dafür will ich in die Politik

Kein Rassismus bitte !!!

Wir alle sind teils teils

Es ist unmöglich, dass wir jemals „rein“ sind – weder genetisch noch evolutionär. In uns tragen wir die Spuren vieler Hominidenarten, sowohl des Homo sapiens als auch das Potenzial des Homo Conscientius.

 

Dies zeigt sich selbst in kleinsten Merkmalen: Mehr Körperhaare sind  beispielsweise Hinweise auf genetische Anteile des Neandertalers, welche in uns weiterleben. Im Verlauf der Evolution existierten mindestens fünf weitere Homo-Arten, und es ist wahrscheinlich, dass wir in Zukunft noch mehr entdecken werden. Doch keine dieser Arten war „rein“. Jede von ihnen trägt die gesamte Geschichte der Evolution in sich. Auch wir sind – jeder Einzelne von uns – immer „Mischlinge“. Das gilt für alle Menschen.

 

Ob und wann jemand wissenschaftlich als Homo Conscientius bezeichnet werden könnte, wird durch die zukünftige Taxonomie entschieden – das liegt nicht in unserer Hand und ist letztlich auch nicht entscheidend. Wichtiger ist das Verhalten, das für die Herausforderungen unserer Zeit erforderlich ist und das der Idee des Homo Conscientius zugeschrieben wird.

 

Dieses Verhalten können wir bereits jetzt bei uns selbst beobachten. Es zeigt sich in Handlungen, die von einem globalen Bewusstsein und Verantwortung geprägt sind. Daher können wir mit Recht behaupten, dass die Entwicklung hin zu einem Homo Conscientius längst begonnen hat und bereits unser Verhalten maßgeblich prägt.

Fussnoten

Wandel der wissenschaftlichen Haltung

*2 Fussnote 'Wandel der wissenschaftlichen Haltung'
Die sieben Evolutionsstufen und deren Verbindung zu spezifischen Katastrophen (z. B. Toba-Vulkan) sind spekulativ und haben keinen soliden wissenschaftlichen Rückhalt. Solche Theorien werden oft in esoterischen Kreisen diskutiert, jedoch nicht in der akademischen Forschung

In den letzten 30 Jahren habe ich immer wieder erlebt, wie wissenschaftliche Überzeugungen ins Wanken gerieten. Ein Beispiel dafür ist die Behauptung der Hopi, dass ihre Vorfahren Amerika vom Süden her besiedelten. In den 1950er und 1990er Jahren wurden solche Aussagen von vielen Wissenschaftlern als lächerlich abgetan und öffentlich als unwissenschaftlich dargestellt. Heute jedoch hat die Wissenschaft Fortschritte gemacht und einige dieser Perspektiven bestätigt. Man hätte früher einfach genauer zuhören können.

Die einst weit verbreitete Haltung, dass Wissenschaftler „alles besser wissen“, verliert zunehmend an Boden, insbesondere wenn es um die Geschichte indigener Völker und ihre Herkunft geht. Mittlerweile gibt es Wissenschaftler, die Überlieferungen der nativen Völker auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis in ihre Forschung einbeziehen.

 

Ein Großteil der überlieferten Geschichten indigener Gemeinschaften bezieht sich auf sehr lange Zeiträume. Es ist möglich, dass die heutige Wissenschaft dazu nur wenig zu sagen hat, da oft die Beweise fehlen. Das macht diese Erzählungen jedoch nicht weniger relevant. Statt indigene Perspektiven vorschnell als esoterisch abzutun, sollten wir sie ernsthaft und respektvoll betrachten.


Die pauschale Einstufung indigener Überlieferungen als 'esoterisch' und ihre inhaltliche Abwertung sind problematisch und zeugen von einer Voreingenommenheit, die wissenschaftlicher Objektivität widerspricht. Eine sachgemäße und respektvolle Betrachtung solcher Überlieferungen könnte wertvolle Erkenntnisse liefern, die unsere Perspektiven erweitern.

Anthropozentrischer Ansatz

*3 Fussnote 'anthropozentrische Ansatz'

Diese Sichtweise könnte als eine „anthropozentrische Interpretation der Evolution“ verstanden werden, doch dies soll hier ausdrücklich widerlegt werden. Ob die Homo-Linie fortgeführt wird oder ob andere Spezies erfolgreicher sind (was durchaus denkbar ist), steht nicht im Fokus. Dieser Text reflektiert die Perspektive des Homo sapiens und die Vision des Homo Conscientius.

 

 

Der anthropozentrische Ansatz hebt die Verantwortung und Handlungsfähigkeit des Menschen hervor, greift jedoch zu kurz, wenn er die Vernetzung aller Lebewesen und Ökosysteme außer Acht lässt. Eine nachhaltige Zukunft erfordert eine Balance: die Stärke menschlicher Innovationskraft muss mit ökologischer Demut kombiniert werden. Der Mensch ist nicht nur Problemlöser, sondern auch ein Teil eines komplexen Netzwerks, dessen Gesundheit entscheidend für sein Überleben ist. Durch die Integration anthropozentrischer und ökologischer Perspektiven können wir Verantwortung übernehmen, die Natur respektieren und nachhaltige Lösungen entwickeln, die dem Leben in all seinen Formen zugutekommen.