Ein besonderes Erlebnis innerhalb meiner Sendungsreihe war die Begegnung mit einem Vertreter des Hopi-Volkes: James Danaqyumtewa, der sich selbst als „James Koots“ oder einfach „James Kurz“ vorstellte. Er war der zweite offizielle Botschafter des Hopi-Volkes, nachdem sein Vorgänger, Thomas Banyacya, nach kritischen Rückmeldungen der Hopi-Ältesten seines Mandats enthoben wurde. Die Ältesten bestimmten daraufhin bewusst keinen der eigenen Reihen, sondern setzten James Danaqyumtewa als neuen Vertreter ein. Vor allem seine Versiertheit mit der neuen Technik und sein geübter Umgang mit unserer westlichen Kultur dürften ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass ihn die Ältesten als geeigneten Botschafter auswählten – jemanden, der ihre Botschaft auch in einem für sie fremden Umfeld verständlich machen konnte.
Seine Botschaft war von bemerkenswerter Tiefe und Klarheit. Ich durfte sie in einer vierstündigen Radiosendung bei Radio LoRa ausstrahlen – vollständig und ohne Eingriff. Es war eine jener seltenen Gelegenheiten, in denen man spürte, dass hier nicht einfach gesprochen wurde, sondern dass ein Bewusstsein durch Worte hindurch direkt angesprochen wurde. Diese Sendung ist möglicherweise in gekürzter Form heute noch über MEMOBASE von Memoriav im Schweizer Sozialarchiv abrufbar (z. B. unter: https://memobase.ch/de/object/radio-lora-000-000A49C3-0).
James Danaqyumtewa sprach nicht als politischer Repräsentant. Seine Aussagen waren getragen von einem Weltbild, das ganzheitlich, spirituell und zutiefst verantwortungsvoll war – nicht nur gegenüber seinem Volk, sondern gegenüber der Erde und allem Leben. Er sprach über den Zustand der Welt, über das, was kommen könnte, wenn wir nicht umdenken, und über die Möglichkeit, mit Demut einen anderen Weg zu wählen.
Für mich war es keine Begegnung auf Augenhöhe – sondern eher ein Zuhören auf Höhe der Seele. Agnes Barmettler, bei uns vor allem als Künstlerin bekannt, hatte eine persönliche Verbindung zu James
Danaqyumtewa. Während seines Aufenthalts übernahm sie die Rolle der Dolmetscherin und begleitete unsere Gespräche oft über Stunden hinweg. Sie übersetzte nicht nur Worte, sondern vermittelte auch
Stimmungen und Kontexte – eine unersetzliche Brücke zwischen zwei Welten. Es war ein Moment, in dem ich nicht nur verstand, sondern innerlich zustimmte – ohne dass ich dafür Worte gebraucht
hätte. Diese Form der Verständigung, jenseits von Begriffen, ist bis heute eine Referenz für das, was ich unter echter Kommunikation verstehe.
Auch viele ungewöhnliche und tiefgreifende Details erfuhr ich von ihm. Zum Beispiel hielt er mich für einen Studenten – wohl aufgrund meines konzentrierten Zuhörens – und begann deshalb, mir das
traditionelle Bildungssystem der Hopi zu erklären. und hat mir desahlb versucht zu erklären wie sie vor sehr langer Zeit auch eine Art Schulsystem gehabt haben. Er erzählte mir von einem alten
Bildungssystem der Hopi, das aus mehreren Stufen bestand:
Zunächst eine Art Grundschule, in der grundlegende kulturelle, spirituelle und praktische Fähigkeiten vermittelt wurden. Diese Grundschule war, wie er betonte, für alle Menschen gedacht – ein universelles Fundament der kulturellen und spirituellen Bildung.
Darauf aufbauend eine Expertenschule, in der vertieftes Wissen in bestimmten Bereichen weitergegeben wurde.
Aus diesen Schulen gingen schließlich Menschen hervor, die ihr Leben der Bildung und der Zukunft der Menschheit widmeten – vergleichbar mit einer Art Professorenebene oder einer spirituell orientierten Forschungsinstitution. Das war nach seiner Darstellung die wichtigste Stufe – denn sie erahnte und gestaltete die Zukunft. Denn diese erahnte und gestaltete die Zukunft. Aus dieser Zeit sollen auch die Anweisungen stammen, in bestimmten Fällen Botschafter in die Welt zu entsenden.
Für mich klang das wie eine tief verankerte Struktur zur Bewusstseinsbildung, jenseits unseres heutigen Bildungssystems – aber nicht weniger komplex oder durchdacht.
Der Beitrag von James Danaqyumtewa hat mich nachhaltig geprägt – nicht nur als Teil der Sendungsreihe, sondern als Mensch auf der Suche nach einer neuen Form des Seins: der des Homo Conscientius.
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